US Navy in Ostasien

US Navy in Ostasien. (Bild: US Navy)

Die 7. Flotte

Die US Navy in Ostasien

Seit mehr als 70 Jahren unterhält die 1943 aufgestellte 7. Flotte der US Navy eine ständige Kräftepräsenz in den Gewässern Ostasiens. Das 124 Millionen Quadratkilometer große Zuständigkeitsgebiet umfasst die westliche Hälfte des Pazifischen Ozeans sowie den größten Teil des Indischen Ozeans; es verläuft vom 180. Längengrad (Datumsgrenze) bis zur Küstengrenzlinie zwischen Indien und Pakistan sowie von den Kurilen bis hinunter zur Antarktis. Im fraglichen Raum befinden sich 36 Küsten- bzw. Inselstaaten, die zusammengefasst fünfzig Prozent der Weltbevölkerung stellen.

Unter diesen 36 Nationen befinden sich fünf verbündete Staaten (Australien, Japan, die Philippinen, Südkorea und Thailand), sowie (die USA nicht mitgerechnet) die fünf Staaten mit den umfangreichsten Streitkräften der Welt (Indien, Nordkorea, Russland, Südkorea, und die Volksrepublik China).

Es verwundert nicht, dass die 7. Flotte die größte der im Ausland stationierten US-Flotten ist. Die ständige Präsenz hat sowohl einen hohen politischen wie militärischen Wert. Die Verlegung von Kriegsschiffen von der US-Westküste in diese strategisch wichtige Region nimmt 17 Tage in Anspruch. Einheiten und Personal der Flotte nehmen jährlich an rund 100 bi- und multinationalen Übungen in der Region teil und führen jährlich circa 200 Hafenbesuche durch; rund die Hälfte der verfügbaren Einheiten sind zu jedem beliebigen Zeitpunkt auf See oder zu Besuch in einem Hafen der Region. Hauptaufgaben der 7. Flotte sind: Führung aller im Zuständigkeitsbereich befindlichen US-Navy Kräfte in Friedenszeiten; Einsatzführung (auch im multinationalen oder TSK-gemeinsamen Rahmen) im Falle von Kriegshandlungen oder humanitärer Maßnahmen innerhalb des Zuständigkeitsbereichs; maritime Verteidigung Südkoreas. Von zunehmender Bedeutung ist auch die Abwehr ballistischer Flugkörper sowohl innerhalb der Region als auch zum Schutz des US-Territoriums.

USS GEORGE WASHINGTON (CVN 73) auslaufend Stützpunkt Yokosuka

USS GEORGE WASHINGTON (CVN 73) auslaufend Stützpunkt Yokosuka (Bild: US Navy)

Der 7. Flotte unterstehen zu jedem beliebigen Zeitpunkt mindestens 30 Kriegsschiffe und Unterseeboote, bis zu 50 (zum Teil geleaste) Logistik- und Versorgungsschiffe, bis zu 300 Flugzeuge (einschließlich Hubschrauber) sowie rund 40.000 Matrosen und Marineinfanteristen. Diese Zahlen umfassen sowohl die ständigen Einsatzkräfte der 7. Flotte sowie zusätzliche Kräfte, die turnusmäßig von der US-Westküste und Hawaii abgestellt werden. Auch sämtliche US-Navy Einheiten, die lediglich die Gewässer des Zuständigkeitsgebiets durchqueren, werden für diese Zeit dem Befehl der 7. Flotte unterstellt. Der 7. Flotte sind 24 Kriegsschiffe fest zugeteilt: der Flugzeugträger USS GEORGE WASHINGTON (CVN 73, wird in diesem Sommer durch CVN 76 USS RONALD REAGAN abgelöst); das Führungsschiff USS BLUE RIDGE (LCC 19); zwei Lenkwaffenkreuzer der TICONDEROGA-Klasse; sieben Lenkwaffenzerstörer der ARLEIGH BURKE-Klasse; vier amphibische Kriegsschiffe; vier Minenkampfschiffe der AVENGER-Klasse; drei Jagdunterseeboote der LOS ANGELES-Klasse; sowie zwei U-Boot-Tender.

Führungsschiff USS BLUE RIDGE (LCC 19)

Führungsschiff USS BLUE RIDGE (LCC 19) (Bild: US-Navy)

Befehlshaber ist seit Oktober 2013 Vice Admiral Robert Thomas. Das Hauptquartier befindet sich in Yokosuka, an der Tokio-Bucht, rund 65 Kilometer südlich der japanischen Hauptstadt. Hier sind auch die meisten Überwasserkriegsschiffe stationiert. Standort der amphibischen Schiffe und der Minenkampfkräfte ist Sasebo auf der südlichsten der vier japanischen Hauptinseln, Kyushu. Die Jagdunterseeboote der 7. Flotte befinden sich schließlich auf Guam. Die rund 75 Flugzeuge des 5. Trägergeschwaders (Carrier Air Wing 5) sind, sofern sie sich nicht im Einsatz befinden, auf dem nordwestlich von Yokosuka gelegenen Marinefliegerstützpunkt Atsugi stationiert. Die Seefernaufklärer sind auf einer Außenstelle von Atsugi untergebracht. Schließlich steht ein Logistikzentrum der 7. Flotte in Singapur, wo auch die Mehrzahl der Logistikschiffe ihren Standort haben.

Die ständig zugeteilten Schiffe sind in verschiedene Einsatzgruppen beziehungsweise Geschwader aufgeteilt: Carrier Strike Group 5, kurz CSG 5 (Flugzeugträger und Kreuzer); Destroyer Squadron 15, kurz DESRON 15 (Zerstörer); Mine Countermeasures Squadron 7 (MCM Squadron 7, Minenkampfschiffe und -hubschrauber); Submarine Squadron 15 (Jagdunterseeboote). Im Dezember 2012 wurde zusätzlich Destroyer Squadron 7 (DESRON 7) von Kalifornien nach Singapur verlegt und der 7. Flotte unterstellt; trotz Weiterführung der Bezeichnung Zerstörergeschwader ist diese Einheit primär für Planung und Durchführung der CARAT (Cooperation Afloat Readiness and Training) Übungsreihe verantwortlich, die jährlich gemeinsam mit neun asiatischen Partnernationen durchgeführt wird. Auch die nach Singapur abgestellten Schiffe vom Typ Littoral Combat Ship werden DESRON 7 unterstellt.

Einsatzverbände

Die Einsatzkräfte der 7. Flotte sind je nach Typ und Auftrag in nachgeordnete Task Force (TF) Verbände organisiert.

  • TF 70 / Battle Force, 7th Fleet (Standort: Yokosuka)
    Der TF 70 sind die Überwasserkriegsschiffe unterstellt. Diese Schiffe sind in zwei verschiedene Einsatzgruppen organisiert. Carrier Strike Force 7 besteht derzeit aus USS GEORGE WASHINGTON samt Begleitschiffen, kann aber mehr als einen Flugzeugträger umfassen. Surface Combatant Force 7 besteht aus den nicht dem Flugzeugträgerverband angeschlossenen Kreuzern, Zerstörern und Fregatten. Der Kommandeur der GEORGE WASHINGTON-Flugzeugträgergruppe fungiert stets in Personalunion als Kommandeur von Task Force 70 und ist für sämtliche Bereiche der Seekriegsführung seitens der 7. Flotte zuständig.
  • TF 71 / Navy Special Warfare Unit 1 (Standort: Guam)
    TF 71 schließt sowohl Spezialkräfte wie auch fallschirmqualifizierte Sprengmeisterkräfte ein. Der Verband führt auch Such-& Rettungseinsätze sowie Bergungseinsätze durch.
  • TF 72 / Patrol and Reconnaissance Force, 7th Fleet (Standort: Atsugi)
    TF 72 dient primär der Führung der Seefernaufklärer und ASW-Flugzeuge der 7. Flotte. Einsatzdetachements fliegen von den Stützpunkten Kadena auf Okinawa sowie Misawa im Norden der japanischen Hauptinsel Honschu. Schiffe können zur Unterstützung des Aufklärungsauftrags jederzeit an TF 72 abgestellt werden.
  • TF 73 / Logistics Group, Western Pacific (Standort: Singapur)
    TF 73 dient der Führung der Logistikschiffe und anderer Versorgungs- und Unterstützungsschiffe der 7. Flotte.
  • TF 74 / Submarine Force, 7th Fleet (Standort: Guam)
    TF 74 dient der Führung und Koordinierung der Jagdunterseeboote im Zuständigkeitsbereich der 7. Flotte. Dies schließt die Koordinierung der Fahrten US-amerikanischer Unterseeboote und der Unterwasserkräfte befreundeter Staaten ein, um Zusammenstöße und Konflikte zu vermeiden.
  • TF 75 / Navy Expeditionary Forces Command, Pacific, 7th Fleet (Standort: Guam)
    Die Bezeichnung „expeditionäre Kräfte“ umfasst Kampf- und Kampfunterstützungstruppen, die für den Zugang der kämpfenden Einheiten der Flotte, einschließlich der Marineinfanterie, beitragen. Hierzu gehören: Flusskampfeinheiten, Aufklärer und Flottennachrichtendienstkräfte, Pioniere, Sprengmeister, und Taucher.
  • TF 76 / Amphibious Force, 7th Fleet / Expeditionary Strike Group 7 (Standort: Sasebo)
    TF 76 besteht aus den amphibischen Schiffen und Landungsfahrzeugen der 7. Flotte sowie aus den Minenkampfkräften von MCM Squadron 7.
  • TF 77 / Mine Warfare Force, 7th Fleet
    Der Minenkampfverband wird, im Gegensatz zu den anderen Einsatzverbänden, nur bei Einsatzbedarf aktiviert. Die Einsatzkräfte bestehen aus Minenkampfschiffen und -hubschraubern, und werden durch das Minenkampfoberkommando in California abgestellt.
  • TF 78 / US-Naval Forces, Korea (Standorte: Yongsan und Chinhae, Korea)
    Der Befehlshaber der 7. Flotte übernimmt im Kriegsfall auch die operative Führung der südkoreanischen Seestreitkräfte, die mit der 7. Flotte ein gemeinsames kriegsführendes Marinekommando bilden. TF 78 dient als Verbindungsstelle zwischen den südkoreanischen und den US-amerikanischen Seestreitkräften sowie zu dem TSK-gemeinsamen US-Oberkommando und zu dem multinationalen UN-Oberkommando, allesamt in Yongsan bei Seoul. TF 78 sind keine Einsatzkräfte zugeordnet.
  • TF 79 / Landing Force, 7th Fleet
    TF 79 ist eine ständige amphibische Bereitschaftsgruppe, generell in der Größenordnung einer MEU-Einheit (Marine Expeditionary Unit, ein durch Artillerie, Logistik- und Fliegerkräfte verstärktes Bataillon). Die MEU-Einheit wird turnusmäßig durch auf Okinawa stationierte US-Marine Corps Kräfte gestellt.

„Schwenk“ in den Pazifikraum

Die geplante Verlagerung zusätzlicher US-Streitkräfte vom Atlantik- in den Pazifikraum wird die Bedeutung der 7. Flotte grundsätzlich erhöhen. Gleichzeitig wird die Leistungsfähigkeit der ständig vorausstationierten Einheiten gesteigert. So sollen bis 2017 zwei zusätzliche Zerstörer, die für die Abwehr ballistischer Flugkörper ausgerichtet sind, nach Japan verlegt werden. Zwei der älteren in Sasebo stationierten Minenkampfschiffe wurden bereits im Sommer 2014 durch zwei modernere, besser ausgestattete Einheiten ersetzt.

Gemäß der noch gültigen Planung soll die US-Navy bis 2020 rund 60 Prozent ihrer Einsatzkräfte im Pazifikraum und nur noch 40 Prozent im Atlantikraum stationieren. Auch wenn die zu verlagernden amerikanischer Kriegsschiffe und Flugzeuge größtenteils an die Westküste der USA und nicht nach Asien verlegt werden, ist mit einer Zunahme der turnusmäßigen Entsendungen dieser Kräfte in das Zuständigkeitsgebiet der 7. Flotte zu rechnen. In diesem Sinne werden neue Abkommen mit Staaten der Region (darunter die Philippinen und Australien) vereinbart, um Anlaufrechte und Versorgung in den Häfen des jeweiligen Partners zu gewährleisten oder auszubauen. Auch die gemeinsamen Übungen und Ausbildungsprogramme werden intensiviert. In Singapur soll bis 2018 eine ständige Präsenz von vier LCS-Einheiten eingerichtet werden; bislang werden nur einzelne LCS turnusmäßig nach Singapur entsandt. Der Marinehafen von Guam wird ausgebaut, um zusätzliche Unterseeboote und Kriegsschiffe aufzunehmen. Die aktuellen Spannungen mit Russland drohen zwar, das Tempo und gegebenenfalls das Ausmaß des „Schwenks“ nach Asien zu dämpfen. Angesichts der bestehenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sowie der zunehmenden Konfrontationsbereitschaft sowohl Chinas wie des Pazifikanrainers Russlands kann die Auslastung der 7. Flotte dennoch in den kommenden Jahren nur ansteigen.

Autor: Sidney E. Dean

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